Testverfahren

Wenn ich bei der Anamnese feststelle, dass der Testkandidat Linkshänder ist, wieweit spielt diese Information für das Training eine Rolle?

Die Linkshändigkeit hat sich nach aktuellen Forschungen im Gegensatz zu früheren als nicht relevant für eine Legasthenie/Dyskalkulie (Entstehung und Intervention) herausgestellt. Man sollte aber den Trainingskandidaten stets mit Schreibgeräten helfen, die für Linkshänder entwickelt worden sind, dies bringt beim Schreiben tatsächlich eine große Erleichterung. 

Wie erfolgt die Diagnostik, welche der diplomierte Legasthenie- bzw. Dyskalkulietrainer macht und wie sehen gezielte Beobachtungen aus?

Der AFS-Test ist für einen Einstieg in das Training ein sehr brauchbares Werkzeug und benötigt auch sehr wenige Zeitressourcen. Doch zeigt es sich immer erst im Training, welchen Weg man als Trainer tatsächlich beschreiten muss. Das geschulte Auge für die gezielte Beobachtung kommt aber erst mit der Praxis, dafür gibt es leider keine Vorgaben bzw. Anleitungen, denn grundsätzlich muss man sich immer auf die Bedingungen, die vom Trainingskandidaten kommen, einstellen. Anfangs sollte man sich daher viele Notizen machen.

Warum steht in den Beispieldiagnosen kein Schweregrad der Legasthenie/Dyskalkulie?

Der Grund dafür ist, dass Laien mitunter wertende Bezeichnungen falsch auffassen. Häufig passiert es, wenn man eine „leichte Legasthenie/Dyskalkulie“ bestätigt, dass dies von der Umgebung des Kindes (Eltern, Lehrer etc.) eventuell so aufgefasst wird, leicht = kein Problem = keine Förderung muss erfolgen, obwohl ein erklärendes Gespräch mit den Eltern erfolgte. Gleichzeitig kann bei einer „schweren Legasthenie/Dyskalkulie“ ein Ohnmachtsgefühl auftreten, das nichts helfen würde. Das soll vermieden werden!

Können im Vorschul- bzw. Elementarbereich schon differente Sinneswahrnhemungen bei einem Kind festgestellt werden?

Ja, natürlich! Die genaue Beobachtung kann dabei sehr viel helfen. Werden Sinneswahrnehmungsprobleme früh erkannt und das Kind ausreichend gefördert, besteht sogar die Möglichkeit, dass diese sich nie negativ auf die Schulleistungen des Kindes auswirken. Ein Testverfahren für die Feststellung differenter Sinneswahrnehmungen und entsprechende Übungen für das Training finden Sie in der Pflichtliteratur „Training der Sinneswahrnehmungen im Vorschulalter“: www.legasthenie.at/vorschule

Ist bei jedem Kind eine Augenuntersuchung oder Ohrenuntersuchung durchzuführen?

Nur wenn sich Verdachtsmomente ergeben.

Dürfen Daten von Trainingskandidaten, die z.B. bei der Anamnese oder beim Test festgestellt wurden, weitergegeben werden?

Nur mit schriftlicher Genehmigung der Eltern!

Wenn von einem Psychologen ein Testergebnis vorhanden ist, soll dann der Legasthenie- bzw. Dyskalkulietrainer nochmals testen? Ist auch eine Anamnese erforderlich?

Der Legasthenie- bzw. Dyskalkulietrainer sollte sich immer unbedingt selbst ein Bild über den zu trainierenden Kandidaten machen. Dazu gehören Anamnese, Elterngespräch und Testverfahren. Natürlich kann das Testergebnis bzw. Gutachten eines Psychologen unterstützend sein. Oft werden aber von Psychologen Testbatterien eingesetzt, die für die Erstellung eines Trainingsplans wenig hilfreich sind.

Das Testergebnis eines Psychologen hat mich sehr verunsichert. Als ich mit dem Kind zu arbeiten begann, fand ich heraus, dass andere Sinneswahrnehmungen als die festgestellten betroffen waren.

Bei der Arbeit mit den Kindern muss der Legasthenie- bzw. Dyskalkulietrainer immer sehr umsichtig sein. Oftmals verbessern sich Sinneswahrnehmungen, oftmals müssen sie nachtrainiert werden. Wichtig ist, dass der Trainer sich vor Trainingsbeginn selbst ein abgerundetes Bild macht, wo das Kind steht.

Wie schreibe ich eine Diagnose bzw. ein pädagogisches Gutachten? Darf ich als Legasthenie- und/oder Dyskalkulietrainer überhaupt eine Diagnose bezüglich Legasthenie/Dyskalkulie stellen?

Einige Muster für pädagogische Gutachten befinden sich im Modul 1 und im Handbuch des AFS-Tests. Natürlich dürfen Sie als Legasthenie- und/oder Dyskalkulie trainer eine pädagogische Diagnose bzw. ein pädagogisches Gutachten erstellen.

Welche Möglichkeiten der Testung kann ich anwenden?

Das pädagogische AFS-Testverfahren zur Feststellung einer Legasthenie/LRS/Dyskalkulie/Rechenschwäche und diverse Lese-Rechtschreib- und Rechentests oder andere pädagogische Testverfahren. Psychologische Testverfahren (z.B. Intelligenztests) dürfen nur durchgeführt werden, wenn Sie durch ein Psychologie-Studium oder eine andere Ausbildung dazu ermächtigt wurden. Beachten Sie jedoch die mangelnde Aussagekraft von Intelligenztests und LRS-/Rechentests bei legasthenen/dyskalkulen Menschen. Genaueres dazu lesen Sie in der Pflichtliteratur „Legasthenie – Dyskalkulie !? Die Bedeutsamkeit der pädagogisch-didaktischen Hilfe bei Legasthenie, Dyskalkulie und anderen Schwierigkeiten beim Schreiben, Lesen und Rechnen“: www.dyslexia-dyscalculia.com

Wo kann ich Lese-Rechtschreib- und Rechentests bekommen? Wo kann ich die Tests kennen lernen?

Bei diversen Verlagen, auch in Schulen und Bibliotheken liegen derartige Tests auf. Es gibt sehr viele verschiedene Tests; einige davon werden in den Modulen besprochen.

Wie schaut der AFS-Test, ein pädagogisches Diagnoseverfahren zur Feststellung einer Legasthenie, Lese-Rechtschreibschwäche (LRS), Dyskalkulie oder Rechenschwäche, aus?

Der AFS-Test ein standardisiertes Computertestverfahren zur Feststellung und Kategorisierung einer eventuell vorliegenden Legasthenie, Lese-Rechtschreibschwäche (LRS), Dyskalkulie oder Rechenschwäche. In 45 bis 60 Minuten werden Leistungen im Aufmerksamkeits-, Funktions- und Symptombereich mittels mehrerer Testsequenzen getestet. Als Ergebnis erhalten Sie ein farbiges Diagramm, welches die Abweichung zur alters- und entwicklungsgemäßen Norm zeigt. Aus diesem Diagramm leitet sich ein automatisch generierter Trainingsplan und ein pädagogisches Gutachten ab. Der AFS-Test wird ausschließlich diplomierten Legasthenie- und/oder Dyskalkulietrainern zur Verfügung gestellt. Weitere Infos zum AFS-Test finden Sie unter: www.dyslexiatest.com

Wie kann ich den AFS-Test nutzen?

Für diplomierte Legasthenie- und/oder Dyskalkulietrainer steht das pädagogische AFS-Testverfahren im persönlichen Online-Kundencenter (https://daten.legasthenietrainer.com) zur Verfügung. Ein Computer mit Internetverbindung ist Voraussetzung dafür. Die Nutzung des Tests für die Praxisstunden im Rahmen der praktischen Diplomaprüfung ist kostenfrei (5 Auswertungen pro Studienrichtung sind möglich).

Ist nicht eine längere Beobachtung eines Kindes von größerer Wichtigkeit als ein Testverfahren?

Ein Testverfahren ist für den Einstieg in das Training sowie auch für das Bewusstmachen der Problematik für Eltern oder Lehrer sehr wichtig. Der AFS-Test soll aber auch dazu dienen, anfangs einen Trainingsplan aufstellen zu können. Im Laufe des Trainings wird der Trainingsplan aber basierend auf die Fortschritte des Trainingskandidaten aber immer angepasst werden. Bitte bedenken Sie, dass ein Test immer eine Momentaufnahme ist! Während des Trainings ist eine ständige Beobachtung deshalb natürlich unerlässlich.

Sind Lese- und Rechtschreibtests unbedingt notwendig, damit man bei Kindern eine Legasthenie feststellen kann?

Nein! Ist es möglich, sich über die Leistungen eines Kindes ein Bild zu machen, welche es über einen längeren Zeitraum produziert hat, so ist diese Möglichkeit einem LRS-Test vorzuziehen. Gerade bei legasthenen Kindern kann man starke Leistungsschwankungen beim Lesen und Schreiben beobachten. Sie haben so genannte gute und schlechte Tage, die von der Tagesverfassung der Kinder abhängen. Deshalb ist es auch manchmal möglich, dass legasthene Kinder gute Rechtschreibleistungen zeigen. Wird ein LRS-Test zu diesem Zeitpunkt durchgeführt, kommt es zur Verfälschung des Ergebnisses.

Muss mein Trainingskandidat unbedingt mit dem AFS-Test getestet werden?

Nein! Grundsätzlich ist der diplomierte Legasthenie- und/oder Dyskalkulietrainer befähigt, durch Beobachtung (also ohne standardisiertes AFS-Testverfahren) eine Legasthenie/Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)/Dyskalkulie/Rechenschwäche festzustellen. Werden das Zusammentreffen von zeitweiliger differenter Aufmerksamkeit, wenn das Kind liest, schreibt und/oder rechnet, sowie eine differente Wahrnehmung in den Funktionsbereichen und Wahrnehmungsfehler beobachtet, so liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Legasthenie/Dyskalkulie handelt. Der AFS-Test ermöglicht jedoch eine schnelle und objektive Feststellung mit punktgenauer Auswertung.

Ist der AFS-Test auch bei Problemen beim Rechnen anwendbar?

Natürlich. Da einer Dyskalkulie auch differente Sinneswahrnehmungen zu Grunde liegen, kann das Testverfahren ebenso angewendet werden. Im Symptombereich muss die Beobachtung und Auswertung auf die Rechenebene bezogen werden.

Wird der AFS-Test automatisch nach dem Abschluss von Modul 2 freigeschaltet?

Ja, nach dem Abschluss des 2. Moduls wird der AFS-Test automatisch für die Studienrichtungen Legasthenietrainer und Dyskalkulietrainer im Kundencenter kostenfrei für je 5 Auswertungen pro Studienrichtung freigeschaltet.

Das AFS-Testverfahren habe ich bei meinem Mann ausprobiert, und der hat nicht gut abgeschnitten. Er ist aber gar kein Legastheniker. Habe ich etwas falsch gemacht?

Das pädagogische Testverfahren ist für Kinder und Jugendliche von 6 bis 14 Jahren geeignet. Bei Personen, die über der maximalen Altersgrenze sind, bringt der Test keine korrekten Ergebnisse mehr, da sich mit zunehmendem Alter die Sinneswahrnehmungen verändern. Deshalb erscheinen Erwachsenen die gestellten Aufgaben als schier unlösbar, viel zu schwierig. Kinder hingegen lösen die Aufgaben, wenn keine differenten Sinneswahrnehmungen vorhanden sind, leicht. Es gibt auch Menschen mit Wahrnehmungsproblemen, die allerdings im Schreib-, Lese- oder Rechenbereich keine Schwierigkeiten haben. Nur wegen vorhandener Abweichungen im Sinneswahrnehmungsbereich kann man aber noch nicht von einer Legasthenie/Dyskalkulie sprechen.

Darf ich als diplomierte/r Legasthenie- und/oder Dyskalkulietrainer/in ein pädagogisches Gutachten verfassen, welches den Eltern mitgegeben wird?

Ja, auf jeden Fall. Für Eltern ist eine schriftlich ausgefertigte Stellungnahme des Trainers oft von großem Vorteil, da sie etwas Schriftliches in der Hand haben, womit sie bei verschiedenen Stellen argumentieren können. Wenn Sie noch in Ausbildung sind, geben Sie dies bitte an: z.B. Diplomierte/r Legasthenietrainer/in i.A. (= in Ausbildung).

Genügt ein einziger differenter Wahrnehmungsbereich, um ein Kind als legasthen/dyskalkul zu bezeichnen?

Ja! Allerdings müssen auch der Aufmerksamkeits- und der Symptomtest Abweichungen zeigen.

Wann kann man laut AFS-Test Auswertung von einem legasthenen/dyskalkulen Testkandidaten sprechen?

Wenn alle drei Bereiche A-F-S betroffen sind. Der Test ist so ausgerichtet, dass das Kind im Aufmerksamkeitstest die maximale Höhe erreichen muss, ansonsten muss es als zeitweise unaufmerksam, ein Merkmal der Legasthenie/Dyskalkulie, eingestuft werden. Auch beim Funktions- bzw. Sinneswahrnehmungs- und beim Symptomtest sieht man in der Auswertung, wo ein Training erforderlich bzw. ratsam ist. Allgemeine Interpretationshilfen der Auswertung zur Diagnosestellung und Beispiele für pädagogische Gutachten sind im AFS-Test Handbuch enthalten. Bei der neuen Version des AFS-Test Online erhalten Sie zusätzlich einen Vorschlag für einen Trainingsplan und ein pädagogisches Gutachten automatisch generiert.

Wie wird die Auswertung des AFS-Tests interpretiert?

Die Auswertung basiert auf den AFS-Testergebnissen. Die Balken auf der Auswertung zeigen genau, in welchen Bereichen ein Training erforderlich, ratsam oder nicht erforderlich ist. Allgemeine Interpretationshilfen der Auswertung zur Diagnosestellung und Beispiele für pädagogische Gutachten sind im AFS-Test Handbuch enthalten. Bei der neuen Version des AFS-Test Online erhalten Sie zusätzlich einen Vorschlag für einen Trainingsplan und ein pädagogisches Gutachten automatisch generiert.

Kann man während des Tests Pausen machen?

Natürlich! Der Test soll aber am selben Tag vervollständigt werden.

Wäre es möglich, dass auf der Auswertung beim AFS-Test nicht mein Foto sondern das Logo meiner Praxis erscheint?

Die Individualisierung des AFS-Tests mit Name und Foto ist notwendig, damit gewährleistet wird, dass der AFS-Test nur vom jeweiligen Trainer benutzt wird. Dies vom Lizenzgeber so vorgesehen und kann nicht geändert werden.

Am pädagogischen AFS-Computertestverfahren auf CD-Rom bzw. im begleitenden Handbuch ist ein Ablaufdatum der Lizenz vermerkt. Was geschieht nach diesem Datum?

Die Lizenz für die CD-Rom (Version 4.0 und ältere) wurde vom Lizenzgeber, dem Dyslexia Research Center, an den EÖDL immer nur für ein Jahr vergeben. Von 1998 bis 2008 wurde die Lizenz immer wieder kostenlos verlängert und an die Trainer weiter gegeben. Die letzte Lizenz für den AFS-Test auf CD-Rom war bis zum 31.12.2008 gültig. Seitdem darf die CD-Rom nicht mehr verwendet werden. Die aktuellste Version des AFS-Tests ist jedoch jederzeit über Ihr Online-Kundencenter verfügbar.

Welche Möglichkeiten gibt es, schon im Vorschulalter eine eventuell vorliegende Legasthenie oder Dyskalkulie festzustellen?

Eine Legasthenie bzw. Dyskalkulie kann im Vorschulalter noch nicht gesichert festgestellt werden, da der Symptombereich noch nicht beurteilt werden kann, da das Lesen, Schreiben und/oder Rechnen noch nicht erlernt wurde. Im Vorschulalter können aber differente Sinneswahrnehmungen festgestellt werden, die einer Förderung bedürfen, damit Problemen beim Erlernen des Lesens, Schreibens und/oder Rechnens vorgebeugt werden kann. Ein Testverfahren für die Feststellung differenter Sinneswahrnehmungen und entsprechende Übungen für das Training finden Sie in der Pflichtliteratur „Training der Sinneswahrnehmungen im Vorschulalter“: www.legasthenie.at/vorschule

Welches Testverfahren, welches Trainingsmaterial, welche Literatur empfehlen Sie für Erwachsene mit Lese-, Schreib- und/oder Rechenproblemen?

Das AFS-Testverfahren ist für Erwachsene nicht geeignet, da dieses nur bis zu einem Alter von 14 Jahren validiert ist. Eine Diagnose bezüglich Legasthenie oder Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) ist beim Erwachsenen nur aus der umfassenden Anamnese und aus Analyse von Texten, welche in der Volks- bzw. Grundschulzeit produziert worden sind bzw. aktuell angefertigt werden, zu erstellen. Das Buch aus der Pflichtliteratur von Dr. Astrid Kopp-Duller und Dr. Livia Pailer-Duller „Legasthenie im Erwachsenenalter – Praktische Hilfe bei Schreib- und Leseproblemen“ enthält einen Anamnesefragebogen und eine Reihe praktischer Übungen, die speziell auf die Bedürfnisse des Erwachsenen zugeschnitten sind: www.legasthenie-erw.de Für Rechenprobleme konsultieren Sie die Pflichtliteratur „Dyskalkulie im Erwachsenenalter – Praktische Hilfe bei Rechenproblemen“: www.dyskalkulie-erw.de

Beim AFS-Test werden die Teilleistungsbereiche „Serialität“ und „Intermodalität“ nicht überprüft. Wann werden sie dann im Legasthenie- bzw. Dyskalkulietraining gefördert?

Gesonderte Teilleistungen bzw. Sinneswahrnehmungen, wie die Serialität und die Intermodalität, sind nur eine veralterte Erfindung des deutschen Sprachraums. Tatsächlich sind sie auch nicht gesondert beim Kind zu beobachten. Das AFS-Testverfahren lehnt sich an den internationalen Standard der Sinneswahrnehmungen an. Serialität findet immer im Zusammenhang mit der Optik und Akustik statt. Die Intermodalität ist nichts anderes als das Zusammenwirken verschiedener Sinneswahrnehmungen.